in Koproduktion mit Residenz Schauspiel Leipzig, Kaserne Basel und Centre d’Art Waza Lubumbashi
Deutschland/Schweiz/Kongo, seit August 2023
Mit ihrem letzten Stück „The Ghosts Are Returning“ gelang der GROUP50:50 ein Kunstgriff: Die Uni Genf beschloss im Anschluss an die Premiere die Rückgabe von sieben Skeletten vom Volk der Mbuti, die ein Schweizer Arzt 1953 im Kongobecken exhumierte und zu Forschungszwecken nach Europa geholt hatte. Jetzt kehrt die GROUP50:50 zurück in die Region und erarbeitet mit Bewohner*innen des Regenwaldes ein multimediales Musiktheaterstück über ein komplexes Ökosystem, das allmählich aus den Fugen gerät.
ECOSYSTEM
7. Oktober PREMIERE, RESIDENZ Schauspiel Leipzig
8. / 9. / 10. / 13. Oktober 2023, RESIDENZ Schauspiel Leipzig
14. Oktober Special Late Night Rave, in Kooperation mit den 47. Leipziger Jazztagen, RESIDENZ Schauspiel Leipzig
TICKETS Leipzig
18. – 22. Oktober 2023 Kaserne Basel
TICKETS Basel
The Ghosts Are Returning
28. – 29. Oktober 2023, beim SpielArt Festival, Muffathalle, München
9. & 10. November 2023, Schlachthaus Bern
ECOSYSTEM
(Sprachen: Französisch, Deutsch, Lingala, Kibudi, Swahili, UT: deutsch/französisch)
Auf der UN-Klimakonferenz 2022 vereinbarten die drei größten Regenwaldstaaten der Erde eine Klimapartnerschaft. Während die Weltbevölkerung allmählich versteht, dass sie gegen die Abholzung des Waldes im Kongobecken vorgehen muss, weil er große Mengen CO₂ bindet, wird die lokale Bevölkerung einmal mehr zum Spielball geopolitischer Interessen. Für ECOSYSTEM reist die GROUP50:50 in den Nordosten des Kongos und erarbeitet mit Bewohner:innen des Regenwaldes ein multimediales Musiktheaterstück über ein Ökosystem, das allmählich aus den Fugen gerät.
Die Situation vor Ort ist komplex: Um die überwältigende Artenvielfalt zu erhalten, kämpfen Umweltschützer:innen gegen Minengesellschaften und Holzexporteure, die mit der Unterstützung korrupter Politiker:innen Gold und Holz abbauen. Die internationalen Expert:innen des Naturschutzes geraten dabei gleichzeitig in blutige Konflikte mit den ansässigen Bauern, die traditionellerweise Wald roden, um Landwirtschaft zu betreiben. Und dann sind da noch die Menschen vom nomadischen Volk der Mbuti. Sie kennen den Wald besser als alle anderen, weil sie davon leben, was er ihnen zur Verfügung stellt. Sie gelten als die „ersten Bewohner des Waldes“, und doch hat bisher niemand ihr Recht auf den Wald anerkannt. Sie können nur dabei zusehen, wie ihr Lebensraum schwindet.
Gemeinsam mit lokalen Bauern und der Mbuti-Gemeinde in Bagoia, mit denen sie schon für ihr letztes Stück The Ghosts Are Returning zusammengearbeitet haben, diskutieren und singen die Performer:innen und Musiker:innen der GROUP50:50 darüber, was wir von unseren Vorfahren geerbt haben und was wir den zukünftigen Generationen hinterlassen werden. Im Dialog mit der traditionellen Musik der Region schaffen sie eine transnationale Zeremonie, ein ritueller Versuch über die Bedeutung des Waldes für das Schicksal der Weltbevölkerung.
© Joseph Kasau
© Anna M. Zentgraf
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Alle Fotos sind von Joseph Kasau, Wamba 2023.
Die Monokulturen im Regenwaldgebiet konnten nur durch den hemmungslosen Einsatz von Pestiziden und Herbiziden vor Schädlingen geschützt werden. Die Plantagen-besitzer gefährdeten damit nicht nur die Gesundheit der Menschen. Auch das gesamte Ökosystem nahm damit langfristig schaden.
Jazzmusiker Kojack Kossakamvwe (Musikalische Leitung) und die GROUP50:50 haben während drei Wochen mit den Menschen vor Ort diskutiert und mit ihnen musikalische Performances entwickelt. Per großformatigen Videoscreens treten sie mit diesen Songs auf die Bühnen in Leipzig und Basel.
Die gemeinsam komponierte Musik wird über Bildschirme auf die Bühnen in Leipzig und Basel geholt. Die Proben in Wamba wurden so organisiert, dass andere Musiker:innen, die nicht dabei waren, die Möglichkeit haben, sich nachträglich in die Musik einzufügen. An der Violine Ruth Kemna, an der E-Gitarre Kojack Kossakamvwe und hinter der Kamera Regisseurin Eva-Maria Bertschy.
Ruth Kemna (Violinistin) stand mit der GROUP50:50 schon für „The Ghosts Are Returning“ auf Bühnen in Deutschland, der Schweiz und dem Kongo. Für ECOSYSTEM hat sie ihre Violine mit in den afrikanischen Regenwald im Kongobecken gebracht.
Der Lebensraum der Mbuti ist durch die massive Abholzung bedroht. Gemeinsam mit ihnen, den „ersten Bewohnern des Waldes“, hat die GROUP50:50 Musik komponiert, in der sie die Trauer um die verlorenen Bäume zum Ausdruck bringen.
Auch die lokalen Bauern stehen im Konflikt mit den internationalen Umweltschützern, deren Regulierungen und Verbote ihre traditionellen Methoden des Naturschutzes und das Recht der lokalen Bevölkerung auf die Nutzung des Waldes für die Jagd und die Landwirtschaft nicht anerkennen.
Oft werden in westlichen Klima-Diskursen diejenigen Stimmen marginalisiert, die selbst am stärksten von den Auswirkungen betroffen sind – obwohl sie eine einzigartige Expertise in Bezug auf das Ökosystem haben, von dem sie teil sind.
Violinistin Ruth Kemna und E-Gitarrist Kojack Kossakamvwe spielen gemeinsam mit den Musiker*innen der Mbuti aus Bagoia im Regenwald. Dramaturgin Eva-Maria Bertschy sitzt mit Kopfhörern hinter der Kamera.
Eine Produktion der GROUP50:50, in Koproduktion mit Residenz Schauspiel Leipzig, Kaserne Basel und Centre d’Art Waza Lubumbashi, in Zusammenarbeit mit Caritas Wamba, den Gemeinschaften von Bagoia und Asandabo.
Mit der finanziellen Unterstützung von: Fachausschuss Tanz & Theater Basel-Stadt / Basel-Landschaft, Pro Helvetia, Südkulturfonds, Ernst Göhner Stiftung, Corymbo Stiftung, Schweizerische Interpretenstiftung, GEA Waldviertler.
Künstlerische Leitung: Eva-Maria Bertschy, Joseph Kasau, Kojack Kossakamvwe und Elia Rediger
Musikalische Leitung: Kojack Kossakamvwe und Elia Rediger
Texte: Eva-Maria Bertschy und Ensemble
Video: Joseph Kasau und Moritz von Dungern
Performance (auf der Bühne): Jean-Baptiste Ekaka, Stany Kalanda, Kojack Kossakamvwe, Elia Rediger, Huguette Tolinga
Performance (in den Videos): Ruth Kemna, Maman Akay, Odey, Sese, Mdukudjene, Madanga, Anduabe, Tuluma, Indioli, Papa Djamu, Tomo, Sengi, Nganzi, Batu, Bakarisi, Raymond, Gérard Agbokabolo Amboko, Jean Kamana, Papa Delolai, Christophe Anzalite Amboko, Dauphin Kakuaguwe Wendokono, Maman Antoinette, Constant Delite et Sengele Charles, Pigo Amboko Patrice
Mit Beiträgen von: Ruth Kemna und Patrick Mudekereza
Kostüme: Cédrick Nzolo und Janine Werthmann
Technische Leitung und Lichtdesign: Sylvain Faye
Bühne: Sylvain Faye, Elia Rediger
Sounddesign: Philipp Ruoff, Elia Rediger
Produktion: Camille Jamet, HERProductions und Isaac Yenga
Recherche: Jean de Dieu Aybeka
Regieassistenz: Anna M. Zentgraf
Hospitanz: Fy Notahiana Harinofy Ramsoron
Presse und Social Media: Johannes Fellmann, Leonie Soltys, fellow publishing
Mit herzlichem Dank an: Alex Hasslieb